Morgenroutine mit Kindern:

Der tägliche Kampf um die To-Dos

Kinder wecken, beim Anziehen helfen oder zum Anziehen motivieren, frühstücken und Achtung: Zähne putzen. Das sind so die üblichen To-Dos von Familien mit Kindern am Morgen. Idealerweise läuft das alles reibungslos ab und ihr kommt pünktlich in Kita, Schule und Arbeit. Was aber, wenn euer Kind partout nicht Zähne putzen möchte oder es selbst entscheiden möchte, wann es soweit ist? Dann verzögert sich alles und der innere elterliche Druck beginnt zu steigen. Anfangs sprecht ihr vielleicht noch mit Engelszungen auf euer Kind ein und habt irgendwann dann Fransen am Mund. Oder ihr lauft dem Kind mit der Zahnbürste hinterher, versucht es zu überreden oder auszutricksen.

Steigende Anspannung: Der innere Druck der Eltern

Das Gleiche dann noch mal am Abend. „GLEICH MAMA. JETZT NOCH NICHT PAPA. NEEEEIN, ICH HASSE ZÄHNEPUTZEN. ICH LASS DEN MUND GANZ FEST ZU“ tönt es vielleicht durchs Haus. Die Abendroutine verzögert sich, das Vorlesen wird immer später und euer eigener Feierabend rückt in weite Ferne. Vielleicht spürt ihr auch eine innere Ungeduld oder gar Wut, dass das Ganze mal wieder nicht klappt.

Innere Überzeugungen können Weg in den Machtkampf ebnen

Was tun, wenn einem dann Sätze durch den Kopf gehen wie: „Ohne Zähneputzen geht es nicht";  „Zähneputzen ist Pflicht“; „Ich kann mein Kind doch jetzt nicht gewähren lassen, dann bekommt es vielleicht bald Karies.“; „Das ist doch schließlich meine Verantwortung. Aber ich soll doch auch auf seine Bedürfnisse achten“...Puh, anstrengend. Da ist es nicht verwunderlich, dass sich rund um das Thema Zähneputzen jeden Tag Machtkämpfe in Familien entspinnen. In manchen Familien werden die Kinder gezwungen, wenn sie gar nicht kooperieren. Da wird ein Kind schon mal auf den Badezimmerfußboden gedrückt und die Arme fixiert, damit die Zähne wirklich sauber werden. Manch anderes Kind landet im Klammergriff.

Alternative Ansätze: Ideen, um Zähneputzen spielerisch zu gestalten

In wieder anderen Familien werden den Kindern viele verschiedene Alternativen geboten. Da werden Handpuppen genutzt, verschiedene Zahnbürsten zur Auswahl gegeben, kleine Zahnputzclips geschaut, gesungen, gedichtet, gereimt, Rollen getauscht, der Zahnputzort frei gewählt und so weiter. Oftmals wirksam, aber leider nicht immer.

Wichtige Bedürfnisse: Kontrolle und Selbstbestimmung

Und vielleicht ist es genau das: Zähneputzen hängt von vielen Faktoren ab. Viele Kinder mögen nicht, wenn in ihrem Mund rumgefuhrwerkt wird. Sie mögen nicht, wenn wir entscheiden, dass ihr Tag beginnt oder endet. Sie wollen die Kontrolle über ihren Körper behalten und über ihre Tagesabläufe mitbestimmen. Es kommen also sowohl fundamentale Grundbedürfnisse, wie das nach Autonomie zum Tragen, als auch spontane Unlust oder andere Wünsche.

Authentizität und innere Überzeugung der Eltern

Wie kann nun ein gemeinsamer Weg aussehen? Auch hier gibt es nicht DIE eine Methode, mit der es immer sicher klappt, Kinder zum Zähneputzen zu motivieren. Klar ist, dass es eine innere Überzeugtheit für die Notwendigkeit des Zähneputzen braucht. Nur das, von dem ich wirklich überzeugt bin, kann ich auch authentisch und mit persönlicher Autorität, wie Jesper Juul es nannte, einfordern.

Wenn ich also glaube, dass das eigentlich gar nicht so wichtig ist, wird mein Kind das merken. Wenn ich glaube, dass ich dem Kind damit Gewalt antue, wird es das merken. Wenn ich glaube, dass ich mein Kind damit überfordere oder ihm damit zu viel zumute, wird es das merken. Wenn ich selber angespannt oder schon ängstlich oder skeptisch in die Situation gehe, wird es das auch merken.

Verantwortung ohne Machtkämpfe: Ein respektvoller Ansatz

Aus unserer Sicht braucht es also eine innere Überzeugtheit, Beherztheit, Klarheit und ein wenig Geduld. Ich muss selbst kein Fan vom Zähneputzen sein und darf dies auch authentisch zeigen: „Hey, jetzt geht’s los mit Zähneputzen. Ich weiß, du hast keine Lust, ich auch nicht, aber was muss das muss. Du weißt ja, du kommst nicht drum rum.“

Nun heißt es dem Kind kurz Zeit geben, aber trotzdem präsent bleiben. Das Kind kann so seine eigene Autonomie behaupten und sich selber zu diesem Schritt entscheiden. Und natürlich darf man dabei auch mal in die Trickkiste greifen, sich also zum Beispiel selbst vom Kind die Zähne putzen lassen, einen Tonie dabei  hören, dabei singen, reimen oder Krokodilzähne zählen. Und wenn die Stimmung doch mal gänzlich im Keller ist und euer Kind so gar nicht kooperieren kann, darf man auch mal sein Handy zücken und sich kleiner YouTube Clips oder Fotos bedienen.

Zähneputzen ist KEIN Erziehungsthema - es geht um Verantwortung

Denn beim Zähneputzen geht es nicht um Erziehung. Es geht darum, als Eltern die Verantwortung für die kindliche Gesundheit zu übernehmen und diese so auszuüben, dass wir Kinder nicht mit Macht unter unseren Willen zwingen. Deshalb halten wir auch nichts vom Klammergriff, Strafen oder Süßigkeitenverboten.

Mit gleichwürdiger Führung ans Ziel

Es geht vielmehr darum, die eigene Führung so auszuüben, dass sich Kinder weiter wertvoll und respektiert fühlen, auch wenn sie etwas machen sollen, was sie doof finden. 

Was dich im Videokurs “Mia-Lotta will nicht Zähne putzen” erwartet

In diesem Videokurs könnt ihr praxisnah erleben, wie verschiedene Erziehungsansätze im Alltag umgesetzt werden. Mithilfe von Rollenspielen stellen wir unterschiedliche Erziehungsstile vor und zeigen, wie sie sich in konkreten Situationen auswirken. Anschließend folgt ein ausführliches Expertinnengespräch, in dem die Vor- und Nachteile der verschiedenen Methoden beleuchtet werden.

1. VIER Rollenspiele

Im Videopaket „Mia-Lotta will nicht Zähne putzen“ zeigen wir euch anhand von vier ungeskripteten Rollenspielen eine typische Zahnputzsituation. Dabei schlüpfen wir in die Rollen von Mutter und Kind und veranschaulichen die beiden verbreiteten Erziehungsstile (autoritär und bedürfnisorientiert) sowie den gleichwürdigen Ansatz nach Jesper Juul.

2. Reflexion aus den Rollen

Nach den Rollenspielen tauschen wir uns über unsere Erfahrungen in der jeweiligen Rollen aus: Wie hat sich die Mutter gefühlt? Wie hat es Mia-Lotta erlebt? Dabei betrachten wir die Situation aus einer „inneren Perspektive“, denn die Rollenspiele sind keine einstudierten Szenen, sondern entstehen spontan und authentisch – fast so, als wäre es eine echte Alltagssituation.

3. Expertinnen-talk

Im Anschluss gehen wir auf das Thema Zähneputzen fachlich ein. Ihr erhaltet Einblicke in unsere langjährigen, praktischen Erfahrungen und hört, was in vergleichbaren Situationen gut funktioniert und welchen häufigen Fallstricken Eltern dabei begegnen können. Ihr bekommt wertvolle Tipps und Anregungen für euren Erziehungsalltag.

4. Checkliste

Zu diesemVideopaket bekommt ihr im Anschluss eine kompakte schriftliche Zusammenfassung mit den wichtigsten Erklärungen und Tipps. Diese könnt ihr als praktische Checkliste ausdrucken und zum Beispiel am Kühlschrank anbringen – klar strukturiert und übersichtlich, damit ihr sie schnell im Alltag zur Hand habt.

Gesamtlaufzeit: 40 Minuten