Chaos im Kinderzimmer

Ein Problem, das viele Eltern kennen

Chaos im Kinderzimmer, überall liegt Spielzeug rum und auch euer Wohnzimmer wird zunehmend zum Spieleparadies? Irgendwann muss irgendwer das Ganze wieder aufräumen – im Idealfall der Urheber des Chaos, also das Kind. Leider haben die wenigsten Kinder Lust dazu und so lädt das Aufräumthema ein zu Streit und Machtkämpfen. Am Ende räumt ihr möglicherweise selber auf, schreit euer Kind an oder verhängt Strafen, die ihr eigentlich gar nicht verhängen wolltet?

Aufräumen ohne Manipulation: Geht das?

So oder ähnlich kennen das vermutlich viele Eltern! Aber was tun? Wie kann es gelingen, die Kinder zum Aufräumen zu motivieren und gleichzeitig nicht in alte autoritäre Muster zu verfallen? Muss man die Kinder fürs Aufräumen belohnen? Oder ist es einfach selbstverständlich, frei nach dem Motto: „Wer gespielt hat, muss auch aufräumen!“ zur Not auch mit Zwang?

Bedürfnisse ernst nehmen – oder doch Kompromisse finden?

Aber übergeht man damit nicht die Bedürfnisse der Kinder? Was, wenn diese ihre Unlust tränenreich oder wutstark ausdrücken? Müssen wir das nicht ernst nehmen und dann eben auf unseren Wunsch nach Ordnung verzichten? Aber Moment! Ist eine mangelnde Lust aufzuräumen denn überhaupt ein echtes Bedürfnis? Zwischen Lust und Bedürfnis besteht laut Jesper Juul ein himmelweiter Unterschied.

Was sind echte Bedürfnisse?

Ein Blick auf Jesper Juuls Ansatz

Echte elementare oder individuelle Bedürfnisse wie nach Fürsorge, Liebe, Nahrung, Schlaf etc. sollten wenn möglich konstant und bei kleinen Kindern prompt erfüllt werden. Bei spontanen Wünschen und Gelüsten wie einem zweiten Eis, einer weiteren Folge Paw Patrol, einem Überraschungsei oder einem Kinobesuch handelt es sich jedoch nicht um elementare Bedürfnisse. Hier ist also die Führungsverantwortung von Eltern gefragt. Denn auch wenn wir Kinder immer in ihren Bedürfnissen UND Wünschen ernst nehmen sollten, so müssen und sollten wir ihnen nicht jeden Wunsch erfüllen. Hier dürfen wir auch uns in unseren Werten, Bedürfnissen und unserer Lebenserfahrung ernst nehmen und danach entscheiden. Wenn ich also als Mutter / Vater weiß, dass eine weitere Folge Paw Patrol dazu führt, dass mein Kind hinterher außer Rand und Band ist oder es sich nach einem zweiten Eis übergeben müsste, dann darf ich mit gutem Gewissen Nein sagen, also führen.

Der richtige Umgang mit Aufräum-Frust: Eltern und Kinder im Einklang

Was bedeutet das aber jetzt für das Aufräumen? Wenn ich nur der mangelnden Aufräumlust als vermeintliches Bedürfnis meines Kindes Rechnung trage, ist die Folge vermutlich Chaos und Unordnung und auch Frust, weil wir Eltern unsere eigenen Bedürfnisse nach Ordnung und Sauberkeit übergehen. Was also tun?

Einfühlsam und klar: Bedürfnisse benennen und Kompromisse finden

Wichtig ist hier, zunächst das Kind in seinem Aufräumfrust „zu sehen“, also ernst zu nehmen. Genauso wichtig ist nun, auch uns in unserem Bedürfnis nach Ordnung ernst zu nehmen. „Puh ich kann verstehen, dass dir das hier grad zu viel ist und du keine Lust hast, aber ich brauche hier einen freien Boden, damit ich nicht stolpere/ aber ich halte das Chaos nicht aus, das macht mich ganz kribbelig.“

Weitere Praktische Tipps

Ein solcher von Herzen kommender Satz, kann es Kindern deutlich erleichtern, in die Kooperation zu kommen. Weiterhin hilfreich kann es sein, vor allem kleine Kinder mit dem Aufräumen nicht allein zu lassen. Bieten wir ihnen Kompromisse an („Ich mach das Duplo und du die Bücher“), klappt es in aller Regel besser. Machen wir uns dazu noch ein Aufräumlied an, geht es gleich noch schneller.

Und wir Eltern dürfen uns auch fragen, ob unsere Vorstellung von Ordnung unbedingt die der Kinder sein muss? Ist ein bisschen Chaos im Kinderzimmer nicht vielleicht auch o.k.? Ist ja schließlich ein Kinderzimmer und nicht das eigene Arbeitszimmer. Wäre eine Schneise für den nächtlichen Gang zum Kinderbett nicht vielleicht ausreichend? Hier kann ein wenig Elastizität und weniger Angst vor den Folgen sehr hilfreich sein.

Denn die gute Nachricht ist, Kinder lernen Aufräumen nicht dadurch, dass wir sie immer wieder dazu ermahnen. Sie lernen es durch unser Modell, also indem sie uns dabei beobachten, wie wir tagein tagaus Ordnung schaffen. Das hat Vorbildfunktion für die Zukunft. Und selbstverständlich darf man bei Gemeinschaftsräumen wie dem Wohnzimmer ein strengeres Regiment führen und vielleicht von vornherein kein kleinteiliges Lego oder 1000er Puzzle zulassen.

Respektvoll und auf Augenhöhe: Die richtige Kommunikation

Um unsere Aufräumwüsche durchzusetzen, ist es immer eine gute Idee, Kinder auf Augenhöhe also mit Respekt zu behandeln und uns in einer authentischen, von Herzen kommenden, persönlichen Sprache zu äußern.

Frust und Tränen gehören manchmal dazu

Und leider ist auch dies keine Zauberformel und manchmal geht es vielleicht auch nicht ohne Frust und Tränen. Aber in der Regel führt ein gleichwürdiger Weg uns viel schneller ans Ziel als die anderen Varianten und vor allem beschädigt er nicht das Selbstwertgefühl unserer Kinder.

Was dich im Videokurs “Lotta soll Aufräumen” erwartet

Wie das im Alltag aussehen kann, seht ihr in dem folgenden Videokurs. In Rollenspielen zeigen wir euch die verschiedenen Erziehungsstile. Am Ende gibt es einen ausführlichen Expertinnentalk über die Pro und Contras der verschiedenen Wege, um euch dabei zu unterstützen, euren eigenen Weg zu finden.

1. Drei Rollenspiele

Im Videopaket „Lotta soll aufräumen“ stellen wir euch anhand von drei ungeskripteten Rollenspielen eine typische Alltagssituation aus der Erziehung vor. In den Rollen von Mutter und Kind veranschaulichen wir euch dabei die zwei verbreiteten Erziehungsstile (autoritär und bedürfnisorientiert) sowie den gleichwürdigen Ansatz nach Jesper Juul. 

2. Reflexion aus den Rollen

Nach den Rollenspielen reflektieren wir gemeinsam unsere Erfahrungen in den Rollen: Wie hat sich die Mutter gefühlt? Wie hat sich Lotta als Kind gefühlt? Dabei schauen wir sozusagen „von innen“ auf die Situation, denn die Rollenspiele sind keine einstudierten Theaterstücke, sondern entstehen spontan aus dem Moment heraus – fast so, als wäre es „echt“.

3. Expertinnen-talk

Anschließend tauschen wir uns fachlich über das Thema Aufräumen aus. Ihr erfahrt, welche Erfahrungen wir aus der Praxis mitbringen, was in ähnlichen Situationen gut funktioniert und welche typischen Fallen Eltern dabei begegnen. So bekommt ihr zusätzliche Tipps für euren Erziehungsalltag, basierend auf unserer langjährigen Beratungserfahrung.

4. Checkliste

Zu jedem Videopaket, einschließlich „Lotta soll aufräumen“, erhaltet ihr eine kurze schriftliche Zusammenfassung mit den wichtigsten Erklärungen und Tipps. Diese könnt ihr als praktische Checkliste ausdrucken und zum Beispiel an den Kühlschrank hängen – klar und übersichtlich, für den schnellen Blick im Alltag.


Gesamtlaufzeit: 30 Minuten